An dem kalten, grauen Herbstsonntag des 26. Oktobers, erstrahlte die voll besetzte katholische Kirche St. Bartholomäus in Lohmar-Wahlscheid in einem warmen Lichtraum, das den Altarraum in eine farbenfrohe Bühne verwandelte. Die beleuchtete Szenerie war ein passender Rahmen für ein besonderes Ereignis: die Jubiläumsfeier zum 130-jährigen Bestehen des Kirchenchores St. Cäcilia aus Neuhonrath. Unterstützt wurde der Chor durch das Neue Rheinische Kammerorchester Köln, der Sopranistin Susanne Siller, dem Organisten Attila Endreffy und dem Chor- und Orchesterleiter Stephan Kümmeler. Ein Ensemble, dass die sakrale Atmosphäre mit einem kraftvollem Ausdruck an Melodien und Gesängen erfüllte.

Nach der Begrüßung durch Uschi Tanski, der Vorstandvorsitzenden des Chores, erklang als Einstimmung das choreigene Jubiläumslied „Hundertdrissisch Johr“ zur Melodie „En unserem Veedel“ von Bläck Fööß, das den Gemeinschaftsgeist des Abends bereits spürbar machte. Die nachfolgende lautmalende Vertonung „Das Huhn“ von Christian Morgentern hauchte dem Abend eine humorvolle Note ein, die das Publikum charmant zum Schmunzeln brachte.
Unerwartet außergewöhnlich, vor allem für einen katholischen Kirchenchor, war „Lila Wolken“ des Rappers Marteria, und „Jraadus“ von BAP, beide Stücke interpretiert als Chorarrangement von Stephan Kümmeler, das moderne Ausdruckskraft mit einer klaren chorsatzlichen Linie verband und das Publikum in eine zeitgenössische Klangwelt führte.

Es folgte „You Raise Me Up“ von Josh Groban, das mit harmonischer Hingabe die Stimmen des Chors und die Begleitung des Piano zu einer mitreißenden Ausdruckskraft führte.
Die anschließende „Hymne“ von Mendelssohn Bartholdy strahlte in majestätischer Würde und ließ die Zuhörer innehalten, bevor das Werk „Magnificat“ als Hauptteil des Konzertes ertönte.

John Rutters modernes Werk Magnificat in sieben Sätzen war der glanzvolle Höhepunkt des Abends, der den Konzertabend in erhabene, fast himmlische Sphären hob. Spannungsreiche Abschnitte, die sich in wunderbare Harmonien auflösten, dazu die Kombination aus chorischer Transparenz, durchscheinenden Orchesterfarben und der weichen, beweglichen Sopranlinie erzeugte eine erhabene, fast liturgische Atmosphäre, die zum Nachklingen einlud.
Mit dem „Amen“ aus dem Oratorium „Der Messias“ von Joseph Haydn schloss sich der Rahmen dieses außergewöhnliche Festkonzertes des Kirchenchors mit einer dankbaren, feierlichen Würde.
Langanhaltender, stehender Applaus der begeisterten Zuhörer belohnte Sänger, Musiker, Solisten und dem sichtlich erleichtert strahlenden Konzertleiter Stephan Kümmeler für ihre Darbietung. Als Zugabe erklang noch einmal der wunderschöne Satz „Esurientes“ aus dem Magnificat.
Herausragend an diesem Abend war die harmonische Zusammenarbeit von Chor, Orchester, Solistin und Organist. Die Bereitschaft zu zuhören, die präzise Einsätze und die feine Abstimmung zeigten eine Kunst des gemeinsamen Musizierens, die über reines Können hinausgeht.

Die Ehrung und Auszeichnung der Jubilarin Hildegard Schmitz für ihre, sage und schreibe, 70-jährige Mitgliedschaft als Sängerin im Chor setzte dem Abend eine persönliche, menschliche Note hinzu und erinnerte daran, dass Musik Räume, Menschen und Geschichten verbindet.
Ein außerordentlich lobenswerter Abend mit vielen Gänsehautmomenten, der Maßstäbe setzte und die Zuhörer mit einem bleibt, das weit über den Schlussakkord hinaus reicht.
